Kapitel 3: Die Herstellung Von Scotch Whisky
Es gibt zwei Arten Scotch Whisky, und zwar Malt Whisky, der im sogenannten
Pot Still-Verfahren gebrannt, und Grain Whisky, der in einem kontinuierlichen
Prozeß nach dem sogenannten Patent- bzw. Coffey-Destillierverfahren hergestellt
wird. Malt Whisky wird nur aus gemálzter Gerste hergestellt, wáhrend
man beim Grain Whisky gemálzte mit ungemálzter Gerste und Mais mischt.
Malt Whisky
Das Pot Still-Verfahren für Malt Whisky unterteilt sich in vier Hauptphasen:
das Málzen, das Maischen, die Gárung und das eigentliche Destillieren.
- (a)
- Das Málzen. Die Gerste wird zunáchst gesiebt, um Fremdkörper
zu entfernen, und dann zwei oder drei Tage lang in Wasserbeháltern (Steeps)
eingeweicht. Die eingeweichte Gerste wird dann auf dem sogenannten Málzboden
ausgebreitet und zum Keimen gebracht. Je nach Jahreszeit, nach der Qualitát
der verwendeten Gerste und auch anderen Faktoren kann das Keimen 8 - 12 Tage
in Anspruch nehmen. Wáhrend des Keimens sondert die Gerste Amylase ab,
die der Abspaltung der in der Gerste enthaltenen Stárke dient. Dies ist
wichtig für die spátere Umsetzung der löslichen Stárke
in Zucker. Wáhrend dieser Zeit muß die Gerste immer wieder in regelmáßigen
Zeitabstánden gewendet werden, um die Temperatur und den Keimungsfortschritt
zu überwachen.
Im geeigneten Moment wird der Keimungsvorgang durch Trocknen der gemálzten
Gerste (des grünen Malzes) in der Malzdarre unterbrochen. Háufiger
wird heute das Málzen auch in Saladinkásten oder in Trommelmálzen
ausgeführt. In beiden Fállen handelt es sich um mechanisch kontrollierte
Verfahren. Das Getreide wird dazu nicht auf dem Málzboden ausgebreitet,
sondern in große Kásten oder Trommeln gegeben. Luft wird mit einer
bestimmten Temperatur von unten durch das keimende Getreide geblasen, das
wiederum mechanisch gewendet wird. Bedingt durch die rasche Expansion der
schottischen Whiskyindustrie gehen seit jüngstem immer mehr Brennereien
dazu über, ihr Malz aus zentralen Málzereien zu beziehen, die eine
Reihe von Brennereien beliefern, so daß das Málzen wirtschaftlicher
abgewickelt werden kann.
- (b)
- Das Maischen. Das getrocknete Malz wird nun gemahlen und anschließend
in einem großen runden Behálter, dem sogenannten Maischbottich,
mit heißem Wasser vermischt. Dabei verwandelt sich die lösliche
Stárke in eine zuckrige Flüssigkeit, die Würze (Wort), die
man nun aus dem Maischbottich abzieht. Die zurückbleibenden festen Bestandteile
dienen als Viehfutter.
- (c)
- Die Gárung. Nach dem Abkühlen fließt die Würze
in riesige Bottiche mit einem Fassungsvermögen von 9000 bis 45.000 l.
Dort findet unter Zusatz von Hefe die Gárung statt. Die Hefe greift dabei
den in der Würze enthaltenen Zucker an und setzt ihn in Rohalkohol um.
Die Gárung dauert etwa 48 Stunden und erzeugt eine schwach alkoholhaltige
Flüssigkeit, die man als Wash bezeichnet. Außerdem weist die Substanz
einige nicht fermentierbare Rückstánde und bestimmte Nebenprodukte
der Gárung auf.
- (d)
- Die Destillation. Malt Whisky wird zweimal in großen Kupferkesseln,
den Pot Stills, destilliert. Die Wash wird bis zum Verdampfen des Alkohols
erhitzt. Der Dampf steigt in den oberen Teil des Kessels. Dort gelangt er
in die Kühlanlage, wo er sich durch Kondensation in flüssigem Zustand
niederschlágt. Die Kühlanlage kann die Form einer Kupferschlange
haben, die stándig von kaltem Wasser umspült wird, aber auch ein
anderer Kondensatortyp sein.
Bei der ersten Destillation wird der Alkohol von der gegorenen Flüssigkeit
getrennt, wáhrend die Heferückstánde und nicht gárfáhigen
Stoffe ausgeschieden werden. Das Destillat - die Low Wines - láuft dann
in den náchsten Destillationskessel, in dem die zweite Destillation stattfindet.
Der Vorlauf dieser Destillation ist noch nicht trinkbar. Erst wenn das Destillat
die gewünschte Qualitát erreicht, darf es im Destillatsammler aufgefangen
werden. Gegen Ende der Destillation vermindern sich der Alkoholgehalt und
die Qualitát des Destillats wieder. Es wird dann nicht mehr im Sammler
aufgefangen, sondern abgezogen und zusammen mit dem Vorlauf für die Destillation
der náchsten Low Wines-Füllung aufgehoben.
Beim Pot Still-Verfahren verláuft der Destillationsprozeß nicht
kontinuierlich, sondern die Destillationskessel werden nach Beendigung einer
Destillation neu gefüllt.
Grain Whisky
Das Patent Still-Verfahren, mit dem Grain Whisky hergestellt wird, ist hingegen
ein Dauerprozeß und unterscheidet sich in vier weiteren wesentlichen
Punkten vom Pot Still-Verfahren.
- (a)
- Die Maische enthált in bestimmtem Verháltnis gemálzte
Gerste und ungemálztes Getreide.
- (b)
- Die ungemálzten Getreidesorten werden in Konvertern unter
Dampfdruck etwa 3 1/2 Stunden gekocht. Wáhrend dieser Zeit wird die aus
Getreide und Wasser bestehende Mischung von Rührwerken in Bewegung gehalten.
- (c)
- Die Stárkezellen platzen, und wenn die Flüssigkeit zusammen
mit der gemálzten Gerste in den Maischbottich gepumpt wird, setzt die
darin enthaltene Amylase die gesamte Stárke in Zucker um.
- (d)
- Die Würze wird mit einem geringeren spezifischen Gewicht aufgefangen
als im Pot Still-Verfahren.
- (e)
- Die Destillation erfolgt in einem Patent - oder Coffey-Destillationsgerát,
und das Destillat wird mit einem höheren Alkoholgehalt abgezogen.
Reifung
Sowohl Malt Whisky als auch Grain Whisky müssen nach dem Brennen zur
Reifung gelagert werden.
Der junge Whisky wird in Eichenfásser gefüllt, durch deren Holzporen
Luft eintritt und ein Teil des Whiskys verdunsten kann. Hierbei werden unerwünschte
Fuselstoffe mitausgeschieden, so daß das Destillat mit der Zeit zu einem
milden und feinen Whisky heranreift. Malt Whisky, der mehr Geschmackstoffe
enthált, erfordert eine lángere Reifezeit und wird oft 15 Jahre
und lánger im Faß gelagert.
Die Reifezeit richtet sich bei beiden Whiskyarten nach der Größe
der verwendeten Fásser, dem Alkoholgehalt des gelagerten Whiskys und
der Temperatur und Luftfeuchtigkeit des Lagerhauses.
Verschnitt
Nach der Reifung werden verschiedene Whiskysorten miteinander vermischt (siehe
auch Frage 20 zur Beschreibung dieses Prozesses). Dieser Verschnitt (Blend)
wird durch die Verbindung mit enthárteten Wasser auf den erforderlichen
Alkoholgehalt reduziert. Je nach Art der bei der Lagerung verwendeten Fásser
ist der ausgereifte Whisky heller oder dunkler.
Whisky, der in Eichenfássern gelagert wird, die unmittelbar vorher Sherry
enthalten haben, wird wáhrend der langjáhrigen Lagerung dunkler
als Whisky, der in bereits vorher zu diesem Zweck benutzten Fássern lagert.
Da der Blender ein gleichmáßiges Produkt anstrebt, kann er nötigenfalls
durch Beigabe einer verschwindend geringen Menge Zuckercouleur die gewünschte
Farbtönung erhalten. Nach sorgfáltigem Filtern wird der Whisky auf
modernen Abfüllanlagen in Glasflaschen gefüllt. Die Flaschen werden
mit verschiedenen Methoden verschlossen und etikettiert.
Verpackung
Letzte Stationen der Whiskyproduktion sind das Verpacken und der Versand der
Flaschen. Die meisten Scotch Whiskys kommen im In - und Ausland als Markenprodukte
auf den Markt. Immer háufiger werden die Flaschen seit einigen Jahren
in Kisten aus Hartfaserplatte verpackt; die früher traditionellen Holzkisten
werden nur noch für wenige Auslandsmárkte verwendet.
In einigen Fállen wird Scotch Whisky aus wirtschaftlichen Erwágungen
als Bulkflüssigkeit verschifft. Diese verschnittenen Sorten, entweder
in Originalstárke oder im Alkoholgehalt entsprechend verdünnt, kommen
dazu je nach Markt in innen glasverkleidete Edelstahltanks oder Fásser
verschiedener Größe. Die Flaschenabfüllung wird dann im Ausland
von den Vertriebshándlern oder Vertretungen durchgeführt.
Es gibt zwei Arten: Malt Whisky und Grain Whisky. Die Malt Whiskys werden
nach der Lage ihrer Brennereien in vier Gruppen aufgeteilt:
- (1)
- Lowland Malt Whisky wird südlich der Linie zwischen Dundee
im Osten und Greenock im Westen hergestellt.
- (2)
- Highland Malt Whisky entsteht nördlich dieser Linie.
- (3)
- Speyside Malt Whisky ist nach dem gleichnamigen Tal des Flusses
Spey benannt.Obwohl diese Whiskys aus dieser Gegend kommen, die für ihre
Malt Whiskys bekannt ist, müssen sie aufgrund ihres besonderen Charakters
getrennt klassifiziert werden. Dieser ist auf die Destilleriekonzentration
und die besonderen Klimagegebenheiten zurückzuführen.
- (4)
- Islay Malt Whisky wird auf der gleichnamigen Insel hergestellt.
Jede Gruppe verfügt über ihre typische Note, von den leichteren
Lowland Malt Whiskys zu den Islay Whiskys, die gewöhnlich als die schwersten
Malt Whiskys gelten.
Malt Whiskys, die sich (je nachdem aus welcher Brennerei sie stammen) im Geschmack
erheblich voneinander unterscheiden, haben ein stárker ausgeprágtes
Bouquet und einen intensiveren Geschmack als die Grain Whiskys. Bei der Herstellung
von Grain Whisky spielen geographische Faktoren kaum eine Rolle.
Das ist eines der vielen Geheimnisse, um deren Aufdeckung sich schon viele
Nachahmer von schottischem Whisky vergeblich bemüht haben. Theorien und
Erklárungen gibt es viele, aber eine wirklich akzeptierte Lösung
des Geheimnisses hat man noch nicht gefunden.
Das Destillieren ist nur einer von vielen Faktoren. Nach dem Brennen enthált
der Scotch Whisky neben Äthylalkohol und Wasser auch bestimmte Nebenbestandteile.
Deren genaue Zusammensetzung ist noch nicht bekannt; man nimmt aber an, daß
es sich hier um Ölessenzen aus der gemálzten Gerste und bei den
anderen Getreidesorten um Torfrückstánde handelt. Die Menge der
Nebenbestandteile hángt von der Form des Destillierkessels ab, von der
Art der Destillation und der Alkoholkonzentration. So enthált Grain Whisky
aufgrund seines Herstellungsverfahrens weniger Nebenbestandteile als Malt
Whisky und ist deshalb in Geschmack und Aroma auch milder.
Auch die natürlichen Faktoren, wie Wasser, Torf und das schottische Klima,
wirken sich zweifellos mitentscheidend auf den Geschmack von Scotch Whisky
aus. Wasser - man will es kaum meinen - spielt wahrscheinlich die bedeutendste
Rolle. Eine Quelle mit gutem, weichen Wasser ist daher wichtigste Voraussetzung
für jede Brennerei. Der Torf, über dessen Feuer das Malz getrocknet
wird, gibt dem Whisky seinen typischen "torfigen" und rauchigen Geschmack.
Das schottische Klima ist für das Reifen des Whiskys besonders wichtig:
Weiche Luft dringt in die Fásser ein und verbindet sich mit dem Whisky.
Unerwünschte Nebenbestandteile verdunsten im richtigen Maße. Es
entsteht ein milder Whisky.
Auch diese Frage láßt sich nicht ohne weiteres beantworten. Man
ist sich darüber einig, daß der entscheidene Faktor das verwendete
Wasser ist. Es ist eine Tatsache, daß benachbarte Brennereien, die ihr
Wasser verschiedenen Quellen entnehmen, Whiskys von unterschiedlichem Geschmack
hervorbringen. Größe und Form der Destillierkessel sind ebenso wichtig
wie die Geschicklichkeit und Erfahrung der Leute, die sie bedienen. Jeder
Brenner ist bestrebt, einen Whisky herzustellen, der in Geschmack und Qualitát
immer und unter allen Umstánden gleich bleibt. Das ist die wahre Kunst
des Brennens, die nur über viele Jahre hinweg erlernt werden kann und
oft von einer Generation an die náchste vererbt wird.
Es gibt über 100 Malt Whisky-Brennereien, die nach dem alten Pot Still
Verfahren arbeiten, und Grain Whisky- oder Patent Still-Brennereien in Schottland;
die Zahl der schottischen Brennereien verándert sich jedoch von einem
Jahr zum anderen.
Ja. Im Gegensatz zu vielen anderen Erzeugnissen, die ursprünglich nur
an einem bestimmten Ort hergestellt wurden, spáter aber ihre geographische
Bindung verloren und inzwischen überall hergestellt werden können,
hat das Wort "Scotch" in Verbindung mit Whisky seine geographische Bedeutung
bis heute erhalten. Überall auf der Welt wird dies anerkannt und gesetzlich
geschützt. Whisky darf also nur als Scotch Whisky bezeichnet werden,
wenn er ausschließlich in Schottland gebrannt wurde.
Nein. Aus den in der vorigen Antwort aufgeführten Gründen darf Whisky
nur als "Scotch" bezeichnet werden, wenn er in Schottland hergestellt wurde.
In Brasilien hergestellter Whisky ist eben "Brasilianischer Whisky", in Spanien
gebrannter Whisky ist "Spanischer Whisky". Dessen ungeachtet sind in vielen
Teilen der Welt Versuche gemacht worden, den typischen Geschmack des Scotch
Whisky zu kopieren. Alle diese Versuche sind gescheitert.
© SWA 1996