Kapitel 7: Scotch Whisky Und Der Verbraucher
Weil er außerordentlich hoch besteuert wird. 70 % des Einzelhandelspreises
einer Flasche fließen in den Staatssáckel.
Dies beinhaltet auch die Mehrwertsteuer, die dem gesamten Verkaufspreis, welcher
auch die Whiskysteuer umfaßt, aufgeschlagen wird. Der Rest des Flaschenpreises
entfállt auf Herstellung, Lagerung, Transport, Verkauf, Werbung, Verwaltung,
Groß- und Einzelhandelsumsatz. Die Regierung ist daher der größte
Nutznießer.
Der Alkoholsteuersatz ist in diesem Zusammenhang der gleiche, unabhángig
davon, ob es sich um in- oder auslándische Erzeugnisse handelt. Scotch
ist in keiner Form gegen den Wettbewerb durch Spirituosen aus dem Ausland
geschützt, obwohl einige Lánder ihrerseits Schutzzölle gegen
Scotch Whisky erheben.
Zugleich wird Scotch heutzutage steuerlich stárker belastet als viele
andere alkoholische Getránke. Scotch Whisky ist dabei gegenüber
importierten Weinen auf dem britischen Markt sogar benachteiligt. Die einzige
Senkung der Whiskysteuer seit dem letzten Jahrhundert erfolgte 1973 als Ausgleich
für die zusátzliche Belastung durch die neue Mehrwertsteuer. Demgegenüber
wurde in den letzten Jahren die Alkoholsteuer für Sherry, Portwein, Schaumweine,
Bier und britische Weine aus überwiegend importiertem Traubensaft mehr
als einmal gesenkt.
Whisky gilt für den Verzehr an Bord eines fahrenden Schiffes als Proviant.
Darunter versteht man alle Konsumwaren, die (ob zollpflichtig oder nicht,
ob aus in- oder auslándischer Produktion) für die Offiziere, Besatzung
und Passagiere auslaufender Schiffe für die Reise an Bord genommen werden.
Auslaufend bedeutet in diesem Zusammenhang, daß der eigentliche Bestimmungsort
des Schiffes außerhalb Großbritanniens liegt. Schiffsproviant ist
seit undenklichen Zeiten zollfrei, ebenso wie Exportgüter. Theoretisch
gilt der Proviant als Exportware, da er nicht in Großbritannien verzehrt
wird und das Schatzamt nicht erwarten kann, die beim inlándischen Verzehr
anfallende Steuer einzuziehen. Whisky wird nach der Destillation unter Zollverschluß
bis zur Reife zollfrei gelagert, und Schiffsproviant sowie Exportwhisky geht
von hier aus direkt an Bord. Dies gilt auch für Schiffe, die unter britischer
Flagge fahren.
Ähnliches gilt für den internationalen Flugdienst (aber nicht Inlandsflüge)
und den Duty-Free-Verkauf in Háfen und Flugháfen. Wenn dieser Whisky
am Bestimmungsort von Bord gebracht wird, unterliegt er nach Berücksichtigung
der zollfreien Mengen einem Einfuhrzoll.
Die Küsten- und Binnenschiffahrt gilt nicht als auslaufend und erhált
deshalb keinen zollfreien Whisky oder sonstigen Proviant.
Etwa 100 bedeutende Whiskymarken gibt es allein auf dem britischen Markt.
Eine bei weitem größere Zahl wird exportiert. Es ist unmöglich,
hier alle auf dem Markt befindlichen Whiskys aufzuzáhlen, denn viele
Sorten werden nur regional oder an private Clubs und Einzelpersonen verkauft.
Dies ist ausschließlich eine Sache des Geschmacks. Alle gángigen
Marken werden von erfahrenen Fachleuten hergestellt. Bei all diesen Blends
kann der Verbraucher sicher sein, daß der Whisky, den er trinkt, die
wertvollsten Eigenschaften der in ihm enthaltenen Malt und Grain Whiskys voll
entfaltet.
Der rauchige Geschmack bestimmter Whiskysorten stammt von dem Torffeuer, über
dem das grüne Malz vor dem Mahlen und Vermaischen getrocknet wird.
Ja. Bei entsprechender Erfahrung kann man die Unterschiede zwischen bekannten
und gángigen schottischen Whiskymarken "erriechen". So verlassen sich
die Fachleute der Whiskyhersteller nur auf ihren Geruchssinn, wenn sie beim
Blending die verschiedenen Malt und Grain Whiskys zu ihrer Whiskymarke zusammenstellen.
In Zweifelsfállen verreibt der Blender etwas Whisky zur besonderen Prüfung
in seinen Hánden. Gewöhnlich genügt es ihm aber, den Whisky
in einem Glas zu riechen. Der normale Whiskytrinker ist freilich kein Blender.
Ihm bleibt daher nur eins übrig: "weiterüben", bis auch er zum Meister
geworden ist.
Es gibt für einen Whisky kein ideales Alter. So brauchen Malt Whiskys
eine lángere Reifezeit als Grain Whiskys. Das gesetzliche Mindestalter
betrágt für schottischen Whisky drei Jahre, und viele andere Lánder
schreiben áhnliche Fristen von drei bis fünf Jahren vor. Die Whiskyindustrie
hat sich eine Lagerzeit zur Regel gemacht, die für die meisten Marken
weit über dem gesetzlichen Minimum liegt. Malt Whiskys reifen in der
Regel 15 oder noch mehr Jahre. Das bei einem Blended Whisky angegebene Alter
bezieht sich immer auf den jüngsten Einzelwhisky der Blend, unabhángig
von dessen Mengenanteil. Das angegebene Alter ist nie ein Durchschnittswert.
Whisky verliert in Flaschen nichts von seinem Alkoholgehalt.
Nein. Whisky, der sich in luftdicht verschlossenen Flaschen befindet, verándert
sich nicht mehr. Da kein weiterer Sauerstoff aus der Luft in die Flasche eindringen
kann, hört der Reifeprozeß auf.
Wird Whisky plötzlich niedrigen Temperaturen ausgesetzt oder zu kalt
gelagert, wird er "wolkig". Bei normaler Temperatur löst sich diese Trübung
wieder auf. Man hat festgestellt, daß die "Wolke", die bei Temperaturen
unter dem Gefrierpunkt auftritt, eine Ablagerung ist. Filtert man diese Ablagerung
aus, behált der Whisky bei allen Temperaturen seine Klarheit. Durch das
Abfiltern der Ablagerungen verliert der Whisky allerdings auch einen Teil
seines Geschmacks.
Das ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Man kann hier keine Regel
aufstellen, wie etwa bei bestimmten Weinen, die nur eisgekühlt serviert
werden. In Großbritannien trinkt man Whisky im allgemeinen bei Zimmertemperatur.
In einigen anderen Lándern bevorzugt man ihn mit Eis.
Nein. Erwármen beschleunigt höchstens das Verdampfen des Alkohols
und bewirkt eine rapide Abnahme des Aromas.
Becher- oder Stielgláser sind wahrscheinlich die besten Formen, doch
wird der Whiskygenuß durch das Glas nicht beeinflußt. Feste Regeln
gibt es daher für Whiskygláser nicht.
Das Gesetz über Gewichte und Maße von 1963 sieht drei Standardmaße
vor: 1/4, 1/5 und 1/6 Gill, was etwa 35 cl, 28 cl und 23,3 cl entspricht.
Der Inhaber einer Schanklizenz muß an der Theke einen Hinweis darauf
aushángen, welches Maß er benutzt. In Schottland galt normalerweise
1/5 Gill, in England war 1/6 Gill háufiger.
Seit dem 31. Dezember 1994 ist es nicht mehr erlaubt, in verschiedenen Maßen
zu verkaufen. Scotch Whisky, gemeinsam mit Gin, Wodka und Rum wird entweder
in 25 ml oder 35ml ausgeschenkt. Eine Änderung im Gewichts- und Maß
Gesetz anerkennt nur noch 25ml als zulássige Maßeinheit. Bis 31.
Dezember 1994 sind 35ml noch zugelassen.
Der Flascheninhalt, z.B. 70 cl , und der Alkoholgehalt, z.B. 40 Vol.-%, müssen
auf dem Etikett zusammen mit dem Namen und der Adresse des Abfüllbetriebs
angegeben werden.
Wie Whisky am besten schmeckt, ob mit oder ohne Eis, Sodawasser oder verschiedenen
Limonaden, ist Geschmacksache und kann nur individuell entschieden werden.
Dies ist überflüssig und kann in keiner Weise den Whisky verbessern;
Whisky braucht weder auf den Kopf gestellt noch geschüttelt zu werden.
Es trifft nicht zu, daß sich wertvolle Teile des Whiskys auf dem Flaschenboden
absetzen. Alle in einer Blend enthaltenen Whiskys haben das gleiche spezifische
Gewicht und sind deshalb gleichmáßig in der Flasche verteilt. Vielleicht
lassen sich manche Leute durch den Gedanken an das Schütteln von Cocktails
irreführen.
Nein. Das ist ein alter Aberglaube, für den es keine Begründung
gibt. Der persönliche Versuch wird es beweisen.
Beide Erzeugnisse sind Trinkalkohole, doch unterscheiden sie sich im Herstellungsverfahren
und der Art der Ausgangsstoffe ebenso deutlich wie in ihrem Charakter, Geschmack
und Nebenbestandteilen.
Die Alkoholbasis von Gin hat keinen Eigengeschmack. Er wird zunáchst
in einer Patent Still destilliert, danach rektifiziert und schließlich
durch den Wachholder und andere Geschmackstoffe veredelt. Der rektifizierte
Alkohol kann mit den Geschmackszusátzen nochmals destilliert werden,
oder man kann diese getrennt destillieren und spáter dem Alkohol zugeben.
Das Aroma und der Geschmack von Scotch Whisky sind bereits im Alkohol enthalten
und hángen im wesentlichen nur vom verwendeten Wasser und der Destillationsmethode
ab. Die Nebenbestandteile spielen eine untergeordnete Rolle, obwohl natürlich
auch sie wesentliche Faktoren des Herstellungsprozesses sind. Sie sind dem
Whisky eigen und nicht von ihm zu trennen.
Sowohl Whisky als auch Gin sind farblos, wenn sie das Destilliergerát
verlassen. Whisky nimmt jedoch von den Fássern, in denen er gelagert
wird, eine bestimmte Farbe an. Whisky, der in Eichenfássern gelagert
wird, die unmittelbar vorher Sherry enthalten haben, wird wáhrend der
langjáhrigen Lagerung dunkler als Whisky, der in neuen oder bereits einmal
zur Whiskyreifung benutzten Fássern lagert. Die Farbe des ausgereiften
Whiskys ist also vom verwendeten Faß abhángig. Um Jahr für
Jahr eine gleichbleibende Farbe seiner Marke zu erhalten, kann der Blender
einen geringen Anteil von Zuckercouleur zusetzen. Zuckercouleur ist ein natürlicher,
aus karamelisiertem Zucker gewonnener Farbstoff, der vielen Lebensmitteln
beigefügt wird. In der Whiskyherstellung ist der Anteil verschwindend
gering und wird überdies gesetzlich begrenzt.
Im Gegensatz zu Whisky werden rektifizierte Alkohole wie Gin und Wodka nicht
gereift. Sie können sofort getrunken werden und erreichen den Verbraucher
normalerweise farblos und in der Form, in der sie aus dem Destilliergerát
laufen.
Vor dem Abfüllen zur Faßreifung wird Whisky normalerweise bis auf
68,5 Vol.-% Alkoholgehalt reduziert.
Für den Verkauf in Großbritannien wird der Whisky weiter auf 40
Vol% Alkohol reduziert, wáhrend der exportierte Scotch eine Alkoholstárke
von 43 % hat. Gelegentlich weicht man von diesen Werten nach oben ab.
Alkoholgehalt in Vol.-%
Cognac, Gin, Rum 40
Wodka 37,5
Dessertwein 20
Schaumwein 13,1
Tischweine 11
Bier 3,13 bis 5,18
Ganz nach Lust und Laune. Entscheidend sind letztlich der persönliche
Geschmack und der Anlaß. Whisky ist ein vielseitiger Drink, alleine schon
faszinierend, aber auch ein hervorragender Mixer. Oft wird er pur oder mit
etwas Wasser serviert; ebensogut láßt er sich mit Eis und anderen
Elementen zu einem erfrischenden Long Drink mixen. Scotch Whisky entfaltet
eine ganze Reihe von Geschmacksnoten, die man durch Hinzufügen von Soda-
oder Mineralwasser, Limonade, Ginger Ale oder andere Mixer hervorheben kann.
Viele Cocktails enthalten Whisky, und Kapitel XI gibt einige Tips. Immer stárker
setzt sich Blended Whisky als Getránk durch, das man anstelle von Wein
zu Mahlzeiten reichen kann, und Single Malts erfreuen sich als krönende
Höhepunkte immer größerer Beliebtheit.
© SWA 1996